Bretagne 2014 – Heimreise: On the road again!

Samstagmorgen, 5 Uhr, der Wecker klingelt. Die Abreise aus der Bretagne steht an. ?berlege kurz, einfach nicht aufzustehen und die neuen Mieter nicht ins Ferienhaus zu lassen.

Bin mir sicher, dass wir die Bonner Freunde von dieser famosen Idee überzeugen k?nnen. Diese haben aber inzwischen Kaffee aufgesetzt und r?umen Proviant in Kühlboxen. Sie scheinen entschlossen, tats?chlich abzureisen. Schade eigentlich!

Stehen also auch auf. Im Autopilot duschen wir, wecken die Kinder und r?umen noch schnell die Küche auf. Verfrachten danach das letzte Gep?ck ins Auto und machen die obligatorischen drei Kontrollg?nge durchs gesamte Haus, um auch garantiert nichts zu vergessen.

Gelingt uns alles in allem auch. Abgesehen von einer Tüte mit Leergut, die wir übersehen und den Nachmietern als kleinen Willkommensgru? zurücklassen. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 13. Tag: Au revoir!

Das Wetter meint es gut mit uns am letzten Urlaubstag. Es schenkt uns einen fast wolkenlosen Himmel.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Morgenstund. Idyllischer wirds nicht mehr.

Mache mich schweren Herzens das letzte Mal mit dem Rad auf den Weg zum B?cker. W?hrend ich mir wehmütig den Strand, die Küste und die liebgewonnenen Hügel, Anstiege und Berge beschaue, singt Peter Alexander in meinem Kopf “Sag’ zum Abschied leise Servus!”. Verrückt. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 12. Tag: Street-Art

Heute, letzte morgendliche Laufrunde. Das Wetter meint es gn?dig und malt pitoreske Wolkenbilder an den Himmel.

Ein Morgen. Wie gemalt.

Ein Morgen. Wie gemalt.

Und der Bonner Freund ist wieder mit von der Partie. Die offene Blutblase am kleinen Zeh, sie ist wieder verheilt. Bin vollkommen beseelt, nicht l?nger als einsamer?Eremit joggen zu müssen.

Erz?hle dem Bonner Freund von all meinen Lauferlebnissen ohne ihn, von meinen Gedanken, meinen Begegnungen. Beglücke ihn au?erdem mit allen meinen humoristischen Bonmots, die ich mir beim Solo-Laufen ausgedacht habe. Nach 500 Metern hat er eine Blutblase am Ohr und macht den Eindruck, dass er den schnellen Heilungsprozess seines Fu?es zutiefst bedauert. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 11. Tag: Wenn der Postbeamte zweimal stutzt

Die Fahrt zum B?cker gestaltet sich heute Morgen erstaunlich problemlos. Radle zügig und flott die Berge hoch und wieder runter. Winke einem kleinen M?dchen, das bei seinem Vater im Kindersitz mitf?hrt, fr?hlich zu. Das Kind f?ngt an zu weinen. M?glicherweise ist meine Fahrt doch nicht so locker und meine durch die Anstrengung zur grimassenhaften Fratze verzogene Visage hat dem Kind Angst gemacht.

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Auch beim B?cker l?uft alles bemerkenswert glatt bei meiner ?French Challenge‘. Bestelle unfallfrei meine Baguettes und Croissants. Leicht euphorisiert verlange ich danach noch nach ?Dix crêpes, s’il vous pla?t.“ Die B?ckersfrau antwortet kurz und knapp: ?Douze.“

Bin nun etwas verunsichert. Handelt es sich hierbei um eine Art bretonisches B?cker-Pokern und ich muss erh?hen? ?berlege, ihre Entgegnung mit einem selbstbewussten ?Quatorze!“ zu erwidern. Da sehe ich, dass die Crêpes immer nur im 6er-Pack verkauft werden. Sage daher: ?D’accord. Bon. Oui.“ Mehr Zustimmung geht nicht.

B?ckerei. Hier knetet der Chef pers?nlich.

B?ckerei. Hier knetet der Chef pers?nlich.

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Bretagne 2014 – 10. Tag: Picture postcards from Brittany

Mache mich in der Morgensonne auf zur morgendlichen Laufrunde. Bin erneut allein unterwegs. Der Bonner Freund ist immer noch au?er Gefecht gesetzt. Der kleine Zeh. Die offene Blutblase. Ich m?chte nicht tauschen.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Sonnenaufgang über Esquibien. Mehr Morgenromantik geht nicht.

Laufe vereinsamt die Küstenstra?e entlang. Nicht einmal die gestrige Regenwolke begleitet mich. H?tte so gerne eine Laufbegleitung!

Sto?e, w?hrend ich vor mich hinlaufe, leise und dezent auf. Stelle fest, dass es weder leise noch dezent war. Und dass vor mir eine Frau joggt. Sie schüttelt missbilligend den Kopf. So schlie?t man keine Laufbekanntschaften. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 9. Tag: Double French Challenge

Stehe auf der Terrasse und genie?e den wundersch?nen Morgen mit viel Sonne und einigen wenigen Schleierwolken. Freue mich fast schon auf die obligatorische Fahrt mit dem Rad zum B?cker. Nicht wirklich, aber ich versuche, mir die bevorstehenden zermürbenden Bergritte durch Selbstsuggestion sch?n zu reden.

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

Morgenstund. Hat Gold im Mund (nicht auf dem Bild zu sehen).

In Audierne angekommen erwartet mich eine ?French Challenge‘ für Fortgeschrittene. Stelle n?mlich fest, dass der Stammb?cker geschlossen hat, was für einen Menschen, der sich gerne in geordneten Bahnen bewegt, eine sehr unwillkommene St?rung der Alltagsroutinen bedeutet. Au?erdem ist weit und breit kein anderer B?ckerladen zu sehen.

Spreche daher todesmutig einen Mann an, der mir mit drei Baguettes unter dem Arm entgegenkommt: ?Bon jour, monsieur. S’il vous pla?t, ou est la boulangerie?“ Mir stockt der Atem. Ein franz?sischer Satz! Mit den korrekten Worten! Und mit untadeliger Grammatik!

Es ist eine Sensation globalen Ausma?es! Das Geschehen um mich herum verlangsamt sich, alles ist mit Weichzeichner bearbeitet und im Hintergrund spielt ein Streichquartett die ?Ode an die Freude!“

Doch pl?tzlich geraten die zeitlupenhaften Bewegungen der Leute ins Stocken und die Musik stoppt abrupt mit einem h?sslichen Kratzen. Habe n?mlich vergessen, eines bei meiner Konversationsanbahnung zu antizipieren: Der angesprochene Herr gibt mir eine Antwort. Eine franz?sische. Mit ganz vielen Worten. Und ich verstehe nichts! Weiterlesen

Bretagne 2014 – 8. Tag: Vom Winde verweht

Werde durch den Regen, der an den Rollladen prasselt und vom Wind, der an demselbigen rüttelt, geweckt. Heute ist eigentlich ein Lauftag mit dem Bonner Freund angesetzt. Hoffe, dass er einknickt und wir das Laufen bei dem schlechten Wetter ausfallen lassen.

Wetter. Laufunfreundlich.

Wetter. Laufunfreundlich.

Treffen uns im Wohnzimmer, wo knurrend der Morgengru? ausgetauscht wird. Tragen beide bereits unsere Laufklamotten und tauschen uns darüber aus, wie schlecht das Wetter sei, so unwirtlich und laufunfreundlich. Zeigen aber beide kein Zeichen der Schw?che, dass der andere dahingehend interpretieren k?nnte, dass wir nicht loslaufen wollen.

Nur die Vorbereitungsschritte dauern alle etwas l?nger: Schuhe werden sehr sorgf?ltig gebunden, B?nder ausgiebig gedehnt und Laufuhren akribisch kontrolliert. Treten schlie?lich auf die Terrasse, wo uns der Wind den Regen ins Gesicht peitscht. Da jedoch keiner von uns Anstalten macht, diesen Wahnsinn abzubrechen, laufen wir los.

Kaum sind wir am Gartentor angelangt, verzieht der Bonner Freund schmerzverzerrt das Gesicht. Die offene Blase am kleinen Zeh, sie reibe ganz fürchterlich. Es gehe heute beim besten Willen nicht.

Erstaune mich selbst, indem ich antworte: ?Dann werde ich das Los des langen Laufs einfach für dich?mittragen, mein Freund!“ Bin irritiert. Nicht nur wegen?der schwülstigen Ausdrucksweise, sondern noch mehr wegen des Inhalts meiner Aussage.

Eine passende Antwort w?re gewesen: ?Komm‘, stütz dich bei mir auf. Ich trage dich zurück ins Haus.“ Oder: ?Das hat wirklich keinen Sinn. Lass‘ uns lieber im Haus einen Kaffee trinken.“ Aber nein, wir nehmen uns kurz und fest in den Arm, weinen ein bisschen?und ich mache mich tats?chlich alleine auf den Weg.
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Bretagne 2014 – 7. Tag: Rasur-Diskurs

Sitze mal wieder auf dem Rad und rolle die Hügel runter gen Audierne, um Brot fürs Frühstück zu besorgen. Versuche, den beschwerlichen Rückweg zu verdr?ngen und singe urlaubsbeschwingt ein Lied.

 

Wahrscheinlich halten mich die Leute in der Gegend für verrückt. Oder für eine Art Kunstprojekt. ?hnlich wie Borat. Oder die Marx Brother. Egal! Weiterlesen

Bretagne 2014 – 6. Tag: Raindrops keep falling on my head

Beginne den Tag mit einer au?erk?rperlichen Erfahrung. Beobachte mich selbst, wie ich um kurz vor acht Uhr mit dem Bonner Freund auf der Terrasse stehe und wir uns im für die Lauftage obligatorischen Nieselregen unterhalten.

Wetteraussichten: Heiter bis wolkig. Ohne heiter.

Wetteraussichten: Heiter bis wolkig. Ohne heiter.

Er schl?gt vor, wir k?nnten doch heute eine etwas ausgiebigere Strecke l?ngs des idyllischen Flusses ?Le Goyen‘ absolvieren. Insgesamt so ungef?hr sechzehn Kilometer.

Mein ?u?eres beobachtendes Ich zeigt ihm einen Vogel und fragt, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Das k?rperliche Ich sagt jedoch zum Entsetzen des ?u?eren Ichs, das sei eine klasse Idee und wir sollten das auf jeden Fall machen. Das ?u?ere Ich schreit und zetert und tobt und weint. Man kann sich sein k?rperliches Ich aber nicht aussuchen.

Daraufhin will das ?u?ere Ich zurück ins Bett, jedoch das funktioniert in der metaphysischen Welt anscheinend nicht. Stattdessen muss es mitlaufen. Es schluchzt leise. Weiterlesen

Bretagne 2014 – 5. Tag: M?nnergespr?che

Habe einen wunderbaren Traum, in dem ich auf dem Rad geschmeidig und wie eine Gazelle die bretonischen Berge hinauffahre. Ein leichter Schwei?film hat sich auf meiner bronzenen gebr?unten Haut gebildet, der in der Morgensonne glitzert und mir majest?tische Eleganz verleiht. Die stimmungsvolle Hintergrundmusik rundet das Gesamtbild von ?sthetik und Dynamik angenehm ab.

Allerdings wird der Traum zunehmend wirklichkeitsgetreuer. Realisiere pl?tzlich, dass ich mich tats?chlich im Anstieg nach Audierne befinde. Allerdings sind meine Bewegungen eher schwerf?llig und unrund. Au?erdem rinnt mir der Schwei? in B?chen den Rücken hinunter. Verstr?me einen wenig angenehmen Geruch und die Schmei?fliegen halten respektvoll Abstand. Die akustische Untermalung besteht lediglich in meinem rachitischen Keuchen, mit dem ich gute Chancen h?tte, bei Dampflok-Imitationswettbewerben vordere Pl?tze zu belegen. Weiterlesen