Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, h?ufig trivial, meistens egal.
20. Februar 2023, Berlin
Nach dem langen Karnevalswochenende steht diese Woche das n?chste Extremprogramm an: unsere allj?hrliche Fastenwoche. Normalerweise legen wir die immer Anfang Januar ein. Als Ern?hrungsreset nach der Weihnachtsv?llerei. Dieses Jahr hat das aus Gründen, die mir entfallen sind, zeitlich nicht geklappt, weswegen wir sie in den Februar verlegt haben. Allerdings habe ich mich seit Anfang des Jahres schon etwas ausgewogener ern?hrt und knapp vier Kilo abgenommen. Somit ist der Fastenreset gar nicht so n?tig und die Motivation überschaubar. Aus einem fehlgeleiteten preu?ischen P?ichtgefühl ziehen wir das aber trotzdem durch.
Heute steht erstmal der Entlastungstag an. Zur Vorbereitung aus den kompletten Nahrungsverzicht, isst du bereits weniger, beschr?nkst dich weitestgehend auf Rohkost und l?sst tierische Produkte weg. Somit das gr??tm?gliche Kontrastprogramm zu meiner K?lsch-Pizza-D?ner-Bratwurst-Br?tchen-Di?t der letzten Tage.

Zun?chst muss ich einkaufen gehen, denn wir haben weder Rohkost noch Kn?ckebrot vorr?tig. Nach den Tagen in K?ln ist es etwas gew?hnungsbedürftig, einen Rewe zu betreten und dieser ist nicht mit Luftschlangen und Ballons geschmückt, es laufen keine verkleideten Menschen rum, im Hintergrund l?uft keine Karnevalsmusik und die Einkaufsw?gen und -k?rbe der Kund*innen sind nicht mit K?lsch, Sekt und Schnaps??schchen gefüllt.
Unser Nahrungsverzicht hat noch gar nicht richtig begonnen und schon finde ich das Sü?igkeitenangebot unwiderstehlich verlockend. Am liebsten würde ich direkt in eine Milka XXL-Tafel bei?en. Normalerweise kaufe ich fast nie Schokolade, aber jetzt, wo sie mir in den n?chsten Tagen verboten ist, habe ich mehr Verlangen nach Sü?igkeiten als ein Dreij?hriges, das sich vor dem ?berraschungsei-Regal w?lzt, als sei es vom Leibhaftigen besessen.
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Mutter hat Geburtstag. Ich rufe an, um ihr zu gratulieren. Als erstes erz?hlt sie mir, sie h?tten 80 Kreppel gebacken. Für den Geburtstagsbesuch. Der k?me um 17.11 Uhr. (So viel Karneval muss sein.) Au?erdem g?be es Quiche, leckeres Brot vom Markt und K?se. Sp?ter berichtet sie noch, sie seien am Wochenende beim Italiener gewesen, wo sie Pinza gegessen h?tte. Eine Spezialit?t, die aus dreierlei Sorten Mehl gebacken und anschlie?end mit frischer Tomatensauce bestrichen und Zutaten nach Wahl belegt wird. Mir l?uft das Wasser im Mund zusammen. Trotzdem w?re ich dankbar, meine Mutter würde weniger über Essen reden.
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Meine Frau und ich nehmen unser Rohkost-Kn?ckebrot-Abendmahl vor dem Fernseher ein. In der Hoffnung, dass uns das von unserer k?rglichen und etwas freudlosen Speise ablenkt. Tut es aber nur bedingt, denn bei Supernatural wird andauernd gegessen. Das k?nnten die auch mal als Warnhinweis am Anfang einblenden. ?Sendung enth?lt Schimpfw?rter, Gewalt, Blut, Alkohol, Nacktheit, Burger, Pommes, Kuchen, Milkshakes, Donuts und Cookies.“
21. Februar 2023, Berlin
6 Uhr, der Wecker klingelt. Ich bin müde und hungrig. Müde, weil es 6 Uhr ist, und hungrig, weil ich mich gestern wie ein Zwergkaninchen ern?hrt habe. Ich trinke erstmal ein Glas Wasser und einen Pfefferminztee. Danach bin ich immer noch müde und hungrig.
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In den letzten Jahren habe ich immer eine leicht abgewandelte Form des Saftfastens praktiziert. Beim traditionellen Saftfasten trinkst du eigentlich merkwürdige Gemüses?fte, von denen die meisten so schmecken, als solltest du damit allenfalls M?bel abbeizen, sie aber unter keinen Umst?nden deinem K?rper zuführen. Daher trinke ich beim Saftfasten lieber fünf Tage lang Obsts?fte. Für orthodoxe Saftfastler ein unverzeihlicher Frevel, aber mein Selbsthass hat sein Grenzen.
Dieses Jahr habe ich allerdings keine Zeit für einen Tag Entlastung, fünf Tage Fasten plus zwei Aufbautage. N?chsten Montag startet die Vorbereitung auf den Hamburg Marathon. Da m?chte ich am Tag vorher nicht nur Rohkost und Gemüsesuppe gegessen haben.
Stattdessen will ich nur vier Tage lang fasten, dafür aber nur Wasser und Tee trinken. So wie Chris Hemsworth in der dritten Folge von Limitless. Er hat sogar ausschlie?lich Wasser zu sich genommen. Zus?tzlich hat er noch Tiefseetauchen trainiert, da er die Aufgabe hatte, zum Ende des Fastens im Great Barrier Reef mit einer Harpune einen Fisch für seine erste richtige Mahlzeit zu fangen. Ich verzichte aufs Tiefseetauchentraining. Zum einen weil ich nicht tauchen kann, zum anderen in Ermangelung einer Tiefsee im Berliner Umland, in der ich einen Fisch jagen k?nnte. Au?erdem h?tte ich Angst, mich mit der Harpune zu verletzen.
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Ich starte den Tag mit einer kleinen Fitness-Einheit. Chris Hemsworth hat w?hrend des Fastens auch trainiert. Jedoch stelle ich sehr schnell fest, dass ich nicht Chris Hemsworth bin. Die Fitness-Einheit fühlt sich mehr nach Unfitness-Einheit an.
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Im Laufe des Tages stellen sich Kopfweh ein. Wahrscheinlich der Koffeinentzug. Ich trinke eine Tasse Pfefferminztee. Jedoch stelle ich sehr schnell fest, dass Pfefferminztee kein ad?quater Kaffee-Ersatz ist.
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Abends gehen meine Frau und ich spazieren. Um uns von unserem Hungergefühl abzulenken. Das gelingt nur so mittel, weil wir uns erz?hlen, was wir gerne essen würden. Zum Beispiel Spaghetti mit Tomaten-Ricotta-Sauce und Parmesan. Oder eine Butterstulle, die dick mit K?se belegt ist. Oder Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Rührei. Oder Pizza. Oder Burger mit Sü?kartoffelpommes. Die Liste bleibt unvollst?ndig. Hauptsache Kohlenhydrate.
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Christian Hanne, Jahrgang 1975, hat als Kind zu viel Ephraim Kishon gelesen und zu viel “Nackte Kanone” geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Berlin-Moabit. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für K?sekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigerma?en stabil.
Im September erscheint sein neues Buch “Papa braucht ein Fl?schchen”. ?Ebenfalls mehr als zu empfehlen sind “Hilfe, ich werde Papa! ?berlebenstipps für werdende V?ter”, “Ein Vater greift zur Flasche. Sagenhaftes aus der Elternzeit”?sowie “Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith”*.?(*Affiliate-Links)
29 Kommentare zu “Eine kleine Wochenschau | KW08-2023”
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